Unser Kunsttherapie-Ansatz

Flyer der Kölner Schule für Kunsttherapie e.V.

Die Kunstherapie als Qualifikation für Therapie und Coaching

In den vergangenen Wochen überlegte ich intensiv, was wir in unserem neuen  Blogartikel veröffentlichen könnten. Viele Themen wurden von mir gleich wieder verworfen. Sie formen sich vielleicht später einmal neu oder nie. Die Welt ist von Informationen überflutet. Zu gefühlt jedem Stichwort gibt es Beiträge. Vielleicht interessiert euch mein Verständnis von Kunsttherapie und wie ich durch eine Jahresauftakt-Veranstaltung zur Kölner Schule für Kunsttherapie kam und Kunsttherapie für mich entdeckte.   

Schon vor Jahren hatte ich beruflich die Idee, kreative Methoden und meine Liebe zur Kunst und Malerei in Workshops, Trainings und Coachings einfließen zu lassen. Wieviel spannender war es, ein Teamtraining für die Teilnehmenden unerwartet mit Farben oder verschiedenen Materialien zu starten. Durch meine berufsbegleitende Ausbildung an einer Freien Kunstakademie fühlte ich mich gut gerüstet, um fachlich fundiertes Wissen und kreative Impulse in Workshops und Trainings anzubieten. Es war unglaublich, welche kreativen Ressourcen in der Belegschaft, inklusive Führungskräften, schlummerten, und wie so ein besseres Kennenlernen und Arbeiten der Teilnehmenden ermöglicht wurde.

Meinen Auftraggeberinnen und Auftraggebern gefiel mein besonderes Vorgehen.

Während einer Jahresauftaktveranstaltung mit 60 Teilnehmenden wurde dann jedoch meine eigene Zufriedenheit ins Wanken gebracht. Ich wurde damit konfrontiert, dass ein Teilnehmer extreme Schwierigkeiten hatte, sich auf Farben, Material und das Malen einzulassen. Egal, welche bunten und leuchtenden Farben er auch nahm, auf dem Papier sah alles trist und bedrückend aus. Er selbst wirkte kraftlos und angeschlagen. Intuitiv bot ich ihm an, mit dem Malen aufzuhören, eine kleine Pause zu machen. Anschließend nahm er das Angebot an, aus Zeitungen, Fotos und Farbflächen auszuschneiden und eine Collage zu gestalten. Er fühlte sich damit entlastet, konnte für sich struktureller vorgehen, und blieb so Teil des kreativen Prozesses. 

Im Nachhinein erfuhr ich von massiven psychischen Problemen, die er zu dem Zeitpunkt mitbrachte. Mir wurde klar, welche zusätzliche Macht und Kraft im Gestalten liegen. Unbewusste Themen und Belastungen können durch ein Bild sichtbar werden und den Gestaltenden überfluten. Ich wollte nicht nur aus einer Intuition heraus angemessen handeln, sondern fundiert und professionell agieren und reagieren können. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach Weiterbildungsangeboten zur Kunsttherapie und bin sehr froh, dass ich mich vor Jahren für die Kölner Schule für Kunsttherapie entschied.

Was ist das Spezifische an der Kölner Schule für Kunsttherapie?                                

Die Kölner Schule für Kunsttherapie e.V. stellt Kunst und therapeutische Haltung gleichermaßen in den Vordergrund. Dabei geht sie davon aus, dass beides mit inneren Reifungs- und Wachstumsprozessen einhergeht und die Bereitschaft zu einer kontinuierlichen Selbsterfahrung voraussetzt.“[1]

Die Selbsterfahrung macht den größten Teil der ersten beiden Ausbildungsjahre aus.  Unterstützt durch die Teilearbeit nach Richard C. Schwartz werden eigene Persönlichkeitsanteile entdeckt und die verschiedenen Orte der „Inneren Landschaft“ erkundet. Seine These lautet, „dass jeder Mensch über verschiedene Persönlichkeitsanteile verfügt und die Teile einer Person in ähnlicher Weise miteinander interagieren, wie es Familienmitglieder tun.“[2] Das Verstehen und Annehmen der einzelnen Persönlichkeitsanteile ist für mich eine unerlässliche Grundlage geworden, um mit anderen Menschen in einen konstruktiven Kontakt zu treten und beratend und therapeutisch arbeiten zu können.

Nur wenn ich als Therapeutin oder Coach mich annähernd selbst verstehe, bin ich in der Lage, andere Menschen zu verstehen. Die Teilearbeit nach Schwartz ermöglicht eine gute Zusammenarbeit im beratenden Setting und hilft letztendlich, den Menschen zu verstehen. Hilfreich für die begleitende Arbeit nach Schwartz ist die Annahme, dass es etwas im Menschen gibt, dass die Lösung bestimmter Probleme bereits kennt. Es gibt also eine innere Weisheit, einen guten Kern. Im beratenden Coaching und in der therapeutischen Arbeit gilt es, den Kontakt zu diesem Selbst herzustellen und so den Weg zu mehr Selbstführung zu ebnen.

In der Kunsttherapieausbildung lernte ich unter anderem, wie wichtig ein sicherer Boden bzw. ein sicherer Gegenwartsstandpunkt ist, um Themen zu bearbeiten, also eine Basis im Hier und Jetzt zu haben, um nicht von Themen und Gefühlen überflutet zu werden. Diese Basis zu schaffen, ist Aufgabe der Therapeutin bzw. des Therapeuten und ist ebenfalls im Coaching wichtig.

Geschaffen wird diese Basis durch eine besondere Einstellung und Herangehensweise im beratenden Kontext und der individuellen therapeutischen Haltung. Es ist wichtig, Räume zu öffnen, im originären und im übertragenen Sinn, denn dort findet Begegnung statt.

Von großer Bedeutung ist ein sicheres kunsttherapeutisches Setting ohne Störungen von außen, in einer Atmosphäre, in der sich möglichst alle wohl fühlen, es eine Struktur gibt und er oder sie sich öffnen kann. Im weitesten Sinn, bedeutet es für mich, sich für die Menschen Zeit zu nehmen, zuzuhören und einen „Raum“ zu geben, indem Entwicklung, Freiheit, Zuflucht, Begegnung und Spiel möglich sind.

In 2022 gibt es interessante Weiterbildungsangebote der Kölner Schule für Kunsttherapie. Schaut gerne mal auf die Website der Kölner Schule.

[1] https://www.koelnerschule.de 

[2] Richard C. Schwartz, Systemische Therapie mit der inneren Familie

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