Wie kann Kunst in schweren Zeiten helfen?

Beklemmung, Trauer und Verzweiflung. Was kann helfen?

In diesem Sommer erfahren viele Menschen, auch diejenigen, die in vermeintlich unberührter Natur lebten, was es bedeutet, von einer Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes getroffen zu werden. Auf einmal gibt es die Sicherheit der eigenen vier Wände nicht mehr, oder sie hat im wahrsten Sinne des Wortes Risse bekommen. Menschen haben ihr Leben verloren. Ganze Regionen stehen ohne Infrastruktur da, und wir sehen Beklemmung, Trauer und Verzweiflung in zahllosen Dörfern und Städten. Solche Bilder von Katastrophen verorteten wir bisher hunderte und tausende Kilometer von uns entfernt. Wie kann Kunst in schweren Zeiten helfen? Kann sie es überhaupt? 

Was ist angemessen? 

Die Fragilität des Menschseins ist nah. Die Eindrücke und Erlebnisse brennen sich in unsere Netzhaut ein. Sie berühren uns und gehen uns unter die Haut. Sie bringen Menschen an den
Rand ihrer Kräfte. Wie banal, ja auch unpassend und wenig feinfühlig können ein Post auf Instagram, ein Blogbeitrag oder ein Twitter-Kommentar jetzt sein?! Was ist in dieser Situation angemessen? Was kann helfen und Mut machen? Ich fand im WhatsApp-Status Fotos blinder Zerstörungswut durch die Naturgewalten und Schnappschüsse von Urlaubern parallel nebeneinander. Surreal.

So fragen auch wir KUNSTerfüllt-Frauen uns, ob es angemessener wäre, für eine Weile zu verstummen und unsichtbar zu werden?         

Kraft finden, um weiterzumachen

Der russische Schriftsteller Fjodor M. Dostojewski schrieb schon im 19. Jahrhundert:

„Kunst ist für den Menschen genauso ein Bedürfnis wie Essen und Trinken.“

Selbstverständlich geht es jetzt den Menschen in den betroffenen Gebieten zuerst darum, sich in Sicherheit zu bringen, ihre Liebsten zu versorgen und zumindest ein Dach über dem Kopf zu haben. Retten, was zu retten ist, das ist die oberste Devise. Anderes hat momentan keine Priorität. Dann folgt der Wiederaufbau. 

Für die Zeit der Verarbeitung und das „Danach“ steckt in Dostojewskis Satz eine wichtige Botschaft. Um Kraft für ein Weitermachen zu finden, ist es unerlässlich, nach Hoffnungsschimmern zu suchen und diese wahrzunehmen.

Hilfreiches

So können eine Fotografie, eine Melodie, eine Textzeile, eine kleine Blume, eine Pflanze, die sich nach der Zerstörung wieder ansiedelt, oder ein warmer Sonnenstrahl für Hoffnung stehen, die ein Weitermachen erst ermöglicht. Um Körper, Geist und Seele zumindest ein klein wenig Auszeit zu bieten und einfach mal in der Phantasie aufatmen zu können, dafür können Bilder und Fotos, dafür kann Kunst hilfreich sein. Kunst kann unterstützen, Dinge zu verarbeiten, wo Worte fehlen und es Ruhe und Einkehr braucht.

Die Folgen und das Verarbeiten von Naturkatastrophen

Katastrophen durch Naturgewalten finden sich seit mehr als 400 Jahren in der Kunstgeschichte, seien es ein Schiffsunglück, ein Vulkanausbruch oder auch Überschwemmungen. Und nun im digitalen Zeitalter von Facebook, Instagram und News-Liveticker stürmt eine nahezu unendliche Zahl an Katastrophenbildern auf uns ein. Weltweit. Sie wecken Gefühle der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins in uns, und sie bringen Menschen dazu, bedingungslos zu helfen oder aber als neugierige Katastrophen-Touris die Rettungsmaßnahmen und Aufräumarbeiten zu behindern. Fassungslos machen Diebstähle, wo die Not ohnehin schon unaussprechlich groß ist. 

Gutes und Schlechtes kann in solchen Zeiten zum Vorschein kommen. 

Wie kann Kunst in schweren Zeiten helfen?

Können wir mit KUNSTerfüllt überhaupt helfen? Heute Morgen schrieb mir Katharina, dass sie sich wünscht, gemeinsam an unseren Zielen dranzubleiben. Dann könnten wir in solchen Situationen einen Anker bieten. Ja, und deshalb werden wir nicht abtauchen. Wir wollen weiter für euch sichtbar, präsent und mit Halt und Haltung für euch da sein.

Als Kunst- und Trauma-Therapeutin weiß ich, wie wichtig und essenziell es ist, für Stabilität und Struktur zu sorgen, ein Stück weit Alltag zu ermöglichen. Es braucht Ruhe, Zuhören, Mitfühlen, Zeugenschaft und ggf. professionelle Hilfe, um die extremen Erlebnisse zu verarbeiten.

Vielleicht kann ein Beitrag von uns einen kleinen Funken Trost spenden, Hoffnung geben und ermutigen; zeigen, dass es ein Danach – so schwer es sein mag – geben wird. Wir bleiben sichtbar und bieten Raum zum Austausch.

Wir wünschen euch Kraft, Mut und Zuversicht!

Eure
Michaele und Katharina

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Unvollendet und doch präsentabel

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Von der Resterampe zum malerischen Zaubergarten